2. Long-Covid-Kongress in Jena

Mit den Themen Forschung, Versorgung und gesellschaftliche Teilhabe im Fokus leistete der Kongress Ende November 2023 einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Situation von Patient*innen mit Long COVID.

Beim zweiten Long-Covid-Kongress Ende November 2023 in Jena, einer Hybridveranstaltung mit über 2300 Teilnehmenden, standen Ursachenforschung, Therapieansätze und die gesellschaftliche Integration der Menschen mit Long COVID im Mittelpunkt. Der Präsident des Ärzte- und Ärztinnenverbands Long-Covid, Prof. Dr. Martin Walter, betonte, dass sowohl Grundlagenforschung als auch Versorgung gleichermaßen wichtig seien. Das Bewusstsein für Long COVID habe zugenommen, dennoch blieben viele strukturelle Hürden bestehen.

Die Suche nach kausal wirksamen Arzneimitteln gegen Long COVID gestaltet sich weiterhin als Herausforderung. Prof. Dr. Andreas Stallmach, Leiter des Post-Covid-Zentrums der Uni-Klinik Jena, verwies auf weltweit laufende Studien, betonte jedoch, dass bis zur Entdeckung einer solchen Therapie unterstützende Maßnahmen notwendig seien. Long COVID werde mittlerweile als Immunregulationsstörung verstanden, die auf genetischer Grundlage durch das Virus ausgelöst wird.

Die symptomatische Behandlung von Long COVID erfolgt derzeit durch Off-label-Arzneimittel. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kündigte an, eine Liste erstattungsfähiger Off-label-Arzneimittel erstellen zu lassen. Prof. Dr. Martin Walter betonte, dass die Krankenkassen keine hohen Kosten befürchten müssten, da die Folgekosten ohne Behandlung höher seien.

Dr. Claudia Ellert von der Betroffeneninitiative Long-Covid Deutschland freute sich über die gestiegene politische Aufmerksamkeit, forderte jedoch eine effektivere Verteilung finanzieller Mittel für die Versorgung der Patient*innen. Sie betonte, dass gesellschaftliche Teilhabe ohne Therapie oft unmöglich sei. Trotz zunehmender Sensibilisierung werden Betroffene immer noch aus Unwissenheit stigmatisiert.

In der Podiumsdiskussion wurde darauf hingewiesen, dass die gesellschaftliche Teilhabe der Menschen mit Long COVID noch nicht angemessen sei, trotz vorhandenem Wissen. Politiker*innen bekräftigten die Herausforderung, Long COVID Patient*innen ins Arbeits- und Gesellschaftsleben zu integrieren. Neue Strukturen für spezialisierte Rehabilitation und die bessere Honorierung der "sprechenden Medizin" wurden gefordert. Insgesamt unterstrich der Kongress die große gesellschaftliche Aufgabe, Antworten für die vielen Long COVID Patient*innen zu finden.

Quelle: Deutsche Apotheker Zeitung

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