
Depression betrifft die ganze Familie
Depressionen treten meist in wiederkehrenden Episoden auf. Sie beeinflussen das Denken, Fühlen und Handeln der erkrankten Menschen tiefgehend und können erhebliches Leid verursachen. Umso wichtiger, dass es mittlerweile wirksame Behandlungsmöglichkeiten gibt.
Die repräsentative Befragung der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention für das Deutschland-Barometer Depression 2024 zeigt, dass von den 45 Prozent der Menschen in Deutschland, die mit einer Depression in Kontakt kommen, 24 Prozent selbst (früher einmal) erkrankt und 26 Prozent als Angehörige mitbetroffen sind. Bei 5 Prozent trifft beides zu. 28 Prozent der Befragten gaben an, noch nie mit Depressionen in Berührung gekommen zu sein.
Etwa jede zweite angehörige Person beschreibt die Erkrankung als belastend, für ein Viertel ist die Erkrankung sehr belastend für das Familienleben. „Depression betrifft die ganze Familie. Deshalb ist es sinnvoll, Angehörige in die Behandlung einzubeziehen, um ihnen beispielsweise Wissen über die Erkrankung und die Behandlung zu vermitteln. Familiäre Belastungen können so reduziert werden“, betont Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention. Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass nur bei 16 Prozent der erkrankten Befragten, ihre Angehörigen von Ärzt*innen informiert und in die Behandlung eingebunden wurden. Für viele Angehörige ist es belastend, nicht gut von den Behandlern informiert zu werden (41 Prozent) und nicht in die Behandlung integriert zu sein (39 Prozent).
46 Prozent der Befragten, die selbst erkrankt sind, fühlen sich dank ihrer Familie nicht allein und 34 Prozent sehen ihre Familie als eine Stütze bei der Alltagsbewältigung. 41 Prozent wurden von Angehörigen auf Veränderungen in ihrem Verhalten angesprochen und 38 Prozent von ihnen ermutigt, sich professionelle Hilfe zu suchen.
„Morgens aufstehen, den Geschirrspüler ausräumen oder einen Arzttermin vereinbaren – all diese Tätigkeiten können in der Depression die größte Herausforderung sein. Hoffnungslosigkeit und ein fehlender Antrieb sind Teil der Erkrankung und machen den Alltag schwer. Angehörige sollten sich gut über Depression informieren. So verstehen sie, dass ihr Familienmitglied sich nicht gehen lässt, sondern krankheitsbedingt selbst alltägliche Dinge zu einem großen Berg werden. In Krankheitsphasen können Angehörige deshalb eine wichtige Stütze sein, indem sie z.B. einen Arzttermin organisieren und den Erkrankten dorthin begleiten“, erklärt Hegerl.
Häufig ziehen sich an Depressionen erkrankte Menschen von anderen zurück, "weil ihnen alles zu viel wird. Dies kann zu Missverständnissen und Konflikten führen.", so Hegerl. Fast jede zweite angehörige Person berichtet jedoch rückblickend, dass sich die Beziehung zueinander vertieft oder gefestigt hat.
Auf die Frage, was die Familie unternommen oder getan hat, das sehr geholfen hat, antworteten erkrankte Menschen am häufigsten „einfach da sein“ und „miteinander reden“. Als kontraproduktiv wird dagegen empfunden, wenn die Familie Depression nicht Erkrankung betrachtet oder Druck ausübt.
Im Fall einer Erkrankung oder eines Verdachts auf Depression ist ein ärztliches und psychotherapeutisches Gespräch entscheidend. Zusätzlich können Online- oder Telefonberatungen, Selbsthilfegruppen und Online-Foren helfen.
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