Jobcoaching und BEM: Wege zu nachhaltiger Wiedereingliederung psychisch erkrankter Menschen

Supported Employment eröffnet neue Perspektiven für die betriebliche Wiedereingliederung psychisch erkrankter Menschen.

Viele Menschen mit chronischen oder schweren psychischen Erkrankungen wünschen sich einer regulären Arbeit nachzugehen. Dem dauerhafte Wiedereinstieg in den allgemeinen Arbeitsmarkt stehen jedoch einige Hürden im Weg. Klassische Rehabilitationsmodelle nach dem Prinzip „Erst qualifizieren, dann platzieren“ führen oft über lange Umwege: Trainingsmaßnahmen, Praktika oder geschützte Beschäftigung sollen Betroffene schrittweise vorbereiten. Doch die Übergänge sind häufig schwer, und Lernerfolge aus dem geschützten Rahmen lassen sich nicht einfach auf andere Arbeitssituationen übertragen.

Der Grundgedanke von Supported Employment (Unterstützte Beschäftigung) dagegen lautet „Erst platzieren, dann qualifizieren“. Betroffene erhalten frühzeitig eine reguläre Beschäftigung und werden dort von Jobcoaches individuell begleitet. Diese unterstützen nicht nur bei der Einarbeitung, sondern auch bei psychischen Belastungen, Konflikten im Team oder bei Fragen zu Sozialleistungen und Reha-Angeboten.

Das wissenschaftlich am besten untersuchte Modell heißt Individual Placement and Support (IPS). Studien zeigen: Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen erzielen damit deutlich höhere Beschäftigungsquoten, arbeiten länger und zufriedener auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt und berichten von mehr Lebensqualität und Stabilität.

Auch in Deutschland gewinnt das Konzept an Bedeutung – etwa durch die rechtlich verankerte „Unterstützte Beschäftigung“ (§ 55 SGB IX), das Programm „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ (§ 16i SGB II) oder Modellprojekte im Rahmen von rehapro. Dennoch bleibt die Umsetzung schwierig: Zeitlich begrenzte Förderungen, getrennte Zuständigkeiten und fehlende Verzahnung zwischen medizinischen, psychosozialen und arbeitsmarktpolitischen Akteuren erschweren den flächendeckenden Transfer.

Projekte wie das „Leipziger IPS für psychisch erkrankte Menschen (LIPSY) zeigen, dass eine enge Kooperation zwischen Jobcentern, Fachkräften des Gesundheitswesens und Betrieben entscheidend ist, um nachhaltige Teilhabe zu ermöglichen.

Ein ähnliches Ziel wie Supported Employment verfolgt das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM): Beschäftigung sichern, Rückfällen vorbeugen und individuelle Wege zurück in Arbeit gestalten. Besonders bei psychischen Erkrankungen lohnt sich der Blick auf die Prinzipien der Unterstützten Beschäftigung:

  • Früher Ansatz: Wie bei IPS sollte das BEM möglichst früh nach längerer Erkrankung aktiv werden, um Rückkehr und Stabilisierung zu erleichtern.
  • Individuelle Begleitung: Jobcoaches oder BEM-Fallmanager*innen können ähnlich wie IPS-Fachkräfte als konstante Ansprechperson fungieren.
  • Kooperation und Vernetzung: Ein erfolgreiches BEM profitiert von enger Zusammenarbeit mit Reha-Trägern, Integrationsfachdiensten oder psychosozialen Diensten.
  • Langfristigkeit: Unterstützte Beschäftigung zeigt, dass dauerhafte Begleitung Rückfälle reduziert.

Supported Employment und BEM setzen auf frühe, individuelle und praxisnahe Unterstützung. Ein modernes BEM, das Elemente des Supported-Employment-Ansatzes integriert – etwa Jobcoaching, externe Kooperationen und langfristige Begleitung –, kann psychisch erkrankten Mitarbeitenden echte Perspektiven eröffnen.

Quelle: Erst platzieren, dann qualifizieren: Wie sich die Integration psychisch kranker Menschen in Beschäftigung verbessern lässt - IAB-Forum

Weitere Informationen: Umsetzung der Prinzipien des Supported Employment in Deutsch-
land – Positionspapier einer Task-Force der DGPPN