Psychische Beeinträchtigungen

Psychische Beeinträchtigungen nehmen seit Jahren weltweit stetig zu. Ungefähr jede dritte Person in Deutschland hat eine psychische Beeinträchtigung. Bei psychischen Beeinträchtigungen handelt es sich um eine ganze Gruppe, die sehr verschieden in ihrer Art, ihrer Ausprägung, ihrem Verlauf und ihrer Dauer sind. Was sind psychische Beeinträchtigungen überhaupt? Diese und weitere Fragen beantwortet die Seite.

Quelle: DGPPN, DGPPN-Faktorenblatt: Aktuelle Zahlen und Fakten der Psychiatrie und Psychotherapie, 2023.

Allgemeines zu Psychischen Beeinträchtigungen

Es gibt nicht „die eine“ psychische Beeinträchtigung. Vielmehr handelt es sich bei psychischen Beeinträchtigungen um ganz verschiedene Zustände. Diese zeichnen sich jeweils durch ein bestimmtes Muster von Symptomen aus. Sie können Leid und/oder eine Funktionsbeeinträchtigung hervorrufen.

Psychische Beeinträchtigungen können sich auf verschiedene Funktionen einer Person auswirken, wie

  • die Wahrnehmung,
  • das Denken,
  • das Fühlen und/oder
  • die sozialen Beziehungen der Betroffenen.

Es ist wichtig psychische Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit der geltenden Kultur, Gesellschaft und Wissenschaft zu betrachten. Neue wissenschaftliche Erkenntisse können dazu beitragen, dass neue psychische Beeinträchtigungen definiert werden. Die Diagnose einer psychischen Beeinträchtigung erfolgt durch qualifizierte Fachleute, wie Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen oder Psychiater*innen.

Menschen gehen unterschiedlich mit schwierigen Lebenssituationen um und können unterschiedliche Lebenseinstellungen haben. Je nachdem wie Ereignisse wahrgenommen, bewertet und verarbeitet werden, kann die Reaktion darauf unterschiedlich sein. Diese kann den Alltag wie zum Beispiel den Beruf unterschiedlich beeinflussen. Psychische Beeinträchtigungen können hierbei zu Schwierigkeiten bei der Bewältigung des täglichen Lebens, der Arbeit oder der Schule beitragen. 

Quelle: Mätschke et al., Psychisch krank im Job, 2019; Hoyer & Knappe, Klinische Psychologie und Psychotherapie, 2020.
 

Psychische Beeinträchtigungen lassen sich auf Grundlage verschiedener Diagnosegruppen unterscheiden. Das bekannteste Verzeichnis zur Diagnostik von Krankheiten ist die regelmäßig erscheinende „ICD“: eine internationale Klassifikation der Krankheiten. 

Quelle: WHO, ICD-11 for Mortality and Morbidity Statistics, 2019

Psychische Beeinträchtigungen äußern sich im Alltag individuell unterschiedlich. Zum einen führen die verschiedenen Beeinträchtigungen (zum Beispiel eine depressive Episode und eine Panikstörung) generell zu unterschiedlichen Symptomen. Weiterhin können sich Betroffene der gleichen psychischen Beeinträchtigung in ihrer persönlichen Symptomatik voneinander unterscheiden.

Ein Beispiel erklärt dies am Besten: Peter und Marie erhielten von Fachleuten beide die Diagnose einer depressiven Störung. Bei Peter zeigt sich dies seit mehr als zwei Wochen vor allem durch einen Interessensverlust, Schwierigkeiten bei der Konzentration und verlangsamte Entscheidungsfindung. Er ist dauerhaft müde und empfindet Hoffnungslosigkeit. Im Gegensatz dazu erlebt Marie seit zwei Wochen eine gedrückte, depressive Stimmung, einen Verlust des Appetits, wiederkehrende Ängste und Unruhe. Auch sie hat Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und Entscheidungen zu treffen. Die Symptome der beiden sind unterschiedlich. Das liegt daran, dass verschiedene Symptome in der Regel auf eine Beeinträchtigungen hinweisen können. Die Diagnose wird von Expert*innen anhand des Vorhandenseins einer bestimmten Anzahl von Symptomen gestellt, die oft über einen bestimmten Zeitraum bestehen müssen.

Im Gegensatz zu körperlichen Beeinträchtigungen sind psychische Beeinträchtigungen für Außenstehende in der Regel nicht unmittelbar sichtbar. Oft werden diese erst indirekt, durch bestimmte Symptome sichtbar. Das bedeutet allerdings nicht, dass psychische Beeinträchtigungen weniger bedeutsam sind als körperliche Beeinträchtigungen.

Quelle: BKK, 2022; psyGa, o.J.

An einer psychischen Beeinträchtigung kann jeder Mensch im Verlauf des Lebens erkranken. Wie viele Menschen genau betroffen sind, kann man nicht genau sagen. Schätzungen zufolge erkrankt jeder dritte Mensch mindestens einmal im Leben an einer psychischen Beeinträchtigung.

Psychische Beeinträchtigungen nehmen weltweit, so auch in Deutschland, seit Jahren zu. Ungefähr 28 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind von einer psychischen Beeinträchtigung betroffen.

Zu den häufigsten psychischen Beeinträchtigungen in Deutschland zählen:

Quelle: seelischegesundheit.net, 2023; Mätschke et al., Psychisch Krank im Job, 2019; Hoyer & Knappe, Klinische Psychologie und Psychotherapie, 2020; Bundesministerium für Gesundheit, 2023; DGPPN, 2023.

Der Verlauf einer psychischer Beeinträchtigung ist abhängig von der jeweiligen Beeinträchtigung. Aber auch zwischen den Personen mit der gleichen Beeinträchtigung gibt es Unterschiede.

Zur Verdeutlichung: Wenn jemand einen Bruch erleidet, so kann der Heilungsprozess in Abhängigkeit der Art des Bruchs sehr unterschiedlich verlaufen. Die Behandlungsdauer eines Beinbruchs unterschiedet sich zum Beispiel von der eines Zehenbruchs. Auch bei demselben Bruch können sich der Heilungsverlauf und die Wirksamkeit verschiedener Methoden zwischen zwei Personen unterscheiden. Ähnlich verhält es sich auch mit psychischen Beeinträchtigungen.

Generell gilt: Je früher Unterstützung zum Umgang mit einer Beeinträchtigung gesucht/gegeben wird, desto besser der Genesungsprozess. Tipps um sich Unterstützung zu suchen, finden Sie auf der Seite „Tipps für die Therapieplatzsuche“.

Die Ursachen von psychischen Beeinträchtigungen sind sehr vielfältig. Meistens entwickeln sich psychische Beeinträchtigungen durch ein Zusammenspiel psychischer, biologischer und sozialer Faktoren:

  • Psychische Faktoren sind zum Beispiel: pesönliches Erleben, Verhalten, Bewältigen.
  • Biologische Faktoren sind zum Beispiel:  Gene, Infektionen.
  • Soziale Faktorensind zum Beispiel:  Beziehungen, Kultur, ethnische Zugehörigkeit.

Das Vorliegen dieser Faktoren ist von Mensch zu Mensch verschieden. Das Zusammenspiel der Faktoren wirkt bei jedem Mensch anders. Einen wichtigen Einflussfaktor stellt die Umwelt der Betroffenen dar. Das kann zum Beispiel der Arbeitsplatz sein, der einen Einfluss auf die Entwicklung hat. So ist beispielsweise die Ursache der Entwicklung eins Burnouts auf den Arbeitskontext begrenzt (ICD-11). Eine fehlende Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben/Freizeit gilt als ein Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Belastungen, insbesondere für Burnout.

Quelle: Mätschke et al., Psychisch Krank im Job, 2019; Scheibenbogen et al., 2017; Purkathof, 2021.

Seit Jahren nimmt die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Beeinträchtigungen zu. Im Durchschnitt sind psychisch beeinträchtigte Personen 43 Tage arbeitsunfähig und gehören damit oft zu den Langzeiterkrankten. Psychische Beeinträchtigungen sind jedoch sehr individuell und können in der Art, Verlauf und Dauer voneinander abweichen.

Aufgrund der potenziellen Dauer einer psychischen Beeinträchtigung und dem damit einhergehenden Arbeitsausfall ist die Prävention im Arbeitskontext von zentraler Bedeutung. Betroffene zeigen häufig schon „Warnsignale“ im Arbeitsalltag. Gegenseitige Achtsamkeit und offene Gesprächsangebote tragen zu einem gesundheitsförderlichen Arbeitsklima bei. Dies kann helfen, psychische Beeinträchtigung frühzeitig zu erkennen oder zu verhindern.

Achten Sie auf Warnsignale. Sollten über mehrere Wochen folgende Anzeichen bestehen, kann ein vertrauensvolles Gespräch hilfreich sein:

  • ein deutlich verändertes Verhalten,
  • leichte Reizbarkeit,
  • vermehrte Konflikte mit Kolleg*innen,
  • Konzentrationsschwierigkeiten oder Vergesslichkeit
  • eine deutlich verringerte Leistung,
  • erhöhte Abwesenheits- und Krankheitstage.

Quelle: BKK, 2022; psyGa, o.J.; statista, 2023.

Wenn Sie bei eine*m Kolleg*in eine psychische Beeinträchtigung vermuten, können Sie ein vertrauensvolles Gespräch mit der Person zu suchen. Einige Tipps für das Gespräch:

Sprechen Sie die Person wertschätzend an, und zwar…

  • in einem ruhigen Moment und einem angenehmen Raum,
  • wenn die betroffene Person der Situation zustimmt,
  • wenn Sie alleine mit der Person sind und ungestört reden können,
  • indem Sie sie fragen, wie es ihr geht.

Die Person möchte gerade nicht mit Ihnen sprechen?

  • Geben Sie ihr Raum und akzeptieren Sie, wenn sie sich gerade nicht öffnen möchte,
  • setzen Sie sie nicht unter Druck und
  • signalisieren Sie, dass sie auch später für ein Gespräch offen sind.

Das Gefühl, Rückhalt durch Kolleg*innen und Freund*innen zu erhalten, kann für psychisch beeinträchtigte Personen entlastend wirken. Signalisieren Sie der betroffenen Person, dass sie nicht alleine ist und wertgeschätzt wird. Zeigen Sie Verständnis. Außerdem können konkrete Unterstützungsangebote als Entlastung dienen. Das kann zum Beispiel die Erledigung einer kleinen Aufgabe sein. 

Kommt es zu einem vertraulichen Gespräch, haben Sie schon große Unterstützung geleistet! Sie können auch gemeinsam nach Unterstützung und Hilfsangeboten suchen, zum Beispiel durch innerbetriebliche Sozialberatung oder außerbetriebliche Beratungsstellen. Eine Übersicht außerbetrieblicher Hilfsangebote finden Sie HIER.

In Abhängigkeit Ihrer eigenen Position und Situation im Unternehmen können Sie betroffene Personen unterstützen, indem allgemeine Maßnahmen für einen sicheren Arbeitsplatz eingehalten werden: Diese betreffen zum Beispiel die Reduktion von Lärm. Außerdem kann es hilfreich sein, wenn Rückzugsmöglichkeiten geschaffen werden, um allen Beschäftigten die Möglichkeit zur Entspannung und zum „Abschalten“ zu geben.

Quelle: Mätschke et al., Psychisch krank im Job, 2019; Scheibenbogen et al., 2017; Schulz-Dadaczynski, 2013.

Ein erster Schritt kann es sein, sich selbst mit mehr Achtsamkeit zu begegnen. Dies kann gelingen, indem man sich regelmäßig Zeit für sich nimmt. Stress und Belastungen können sich negativ auf unsere psychische und körperliche Gesundheit auswirken. Genau wie bei einer sich anbahnenden Erkältung sollte man führzeitig aktiv werden und sich gegebenenfalls Unterstützung suchen.

Informationen zu den Beeinträchtigungen Depression, Angst, Abhängigkeit und Burnout finden sich auf der BEMpsy-Plattform. Hinweise auf mögliche Beeinträchtigungen können Selbsttests liefern, eine Auswahl an Selbsttests finden Sie HIER.

Möchten Sie sich über andere psychische Beeinträchtigungen informieren, liefert das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit weitere Informationen: https://www.seelischegesundheit.net/wissen/krankheitsbilder/

Wichtig ist es, dass man sich Vertrauenspersonen und professionelle Unterstützung sucht. Vertrauenspersonen können zum Beispiel enge Freund*innen oder Kolleg*innen, aber auch die Interessensvertretungen in der eigenen Organisation sein. Tipps zur Therapieplatzsuche finden Sie HIER.

Beschäftigte sind nicht dazu verpflichtet, ihre gesundheitlichen Angelegenheiten bei der Arbeit offenzulegen. Eine von Offenheit und Vertrauen geprägte Unternehmenskultur bietet Betroffenen den Raum, über diese sehr persönlichen Themen zu sprechen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um die Arbeitsbedingungen anzupassen und die individuelle Situation zu verbessern.

Folgende Ansprechpersonen können in Organisationen unterstützen:

Ja. Das Betriebliche Eingliederungsmanagement hat die Wiederherstellung, den Erhalt und die Förderung der Arbeitsfähigkeit zum Ziel. Sind Beschäftigte innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt arbeitsunfähig, dann sind Arbeitgebende verpflichtet, sie zu einem BEM einzuladen.  Informationen zum BEM finden Sie hier. Im Rahmen des BEM muss der Datenschutz gewährleistet sein und es herrscht absolute Vertraulichkeit.